Apixaban ist ein Hemmstoff der Blutgerinnung und wird zur Prophylaxe von Thromboembolien, Schlaganfällen und zur Behandlung von Venenthrombosen sowie einer Lungenembolie angewendet. Das Arzneimittel gehört zur Wirkstoffklasse der Antikoagulanzien und hemmt Faktor Xa.
Anwendung
Apixaban wird angewendet zur:
- Prophylaxe venöser Thromboembolien (VTE) bei erwachsenen Patienten nach elektiven Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen.
- Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (NVAF) und einem oder mehreren Risikofaktoren, wie Schlaganfall oder TIA (transitorischer ischämischer Attacke) in der Anamnese, Alter ≥ 75 Jahren, Hypertonie, Diabetes mellitus, symptomatische Herzinsuffizienz (NYHA Klasse ≥ II).
- Behandlung von tiefen Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE)
- Prophylaxe von rezidivierenden TVT und LE bei Erwachsenen
Anwendungsart
Apixaban ist als Filmtablette zur oralen Einnahme auf dem deutschen Markt verfügbar.
Wirkmechanismus
Apixaban ist ein reversibler, direkter und selektiver Inhibitor des Faktor Xa.
Faktor Xa ist für die Bildung von Thrombin aus Prothrombin verantwortlich. Durch seine Hemmung kann Thrombin nicht mehr gebildet werden und die weiteren Schritte der Gerinnungskaskade wie die Bildung von Fibrin können nicht mehr ablaufen. Durch diesen Mechanismus wird die Entstehung von Thromben unterbunden.
Pharmakokinetik
Resorption
Bei Dosierungen bis zu 10 mg Apixaban beträgt die absolute Bioverfügbarkeit etwa 50 Prozent, die Pharmakokinetik ist linear und die Exposition nimmt dosisproportional zu. Bei Dosen ≥ 25 mg zeigt Apixaban eine begrenzte Resorption mit verminderter Bioverfügbarkeit.
Apixaban wird rasch resorbiert. Die maximale Konzentration (Cmax) wird 3 bis 4 Stunden nach oraler Einnahme erreicht.
Verteilung
Die Plasmaproteinbindung von Apixaban beträgt etwa 87 Prozenz und das Verteilungsvolumen (Vss) liegt bei etwa 21 Liter.
Biotransformation und Elimination
Apixaban hat mehrere Eliminationswege. 25 Prozent der verabreichten Dosis werden als Metaboliten, der Großteil davon in den Fäzes, ausgeschieden. Die renale Elimination macht etwa 27 Prozent der Gesamt-Clearance aus. Auch biliäre und direkte intestinale Ausscheidung wurden festgestellt.
Die Gesamt-Clearance von Apixaban beträgt etwa 3,3 l/h und die Halbwertzeit rund 12 Stunden. Hauptwege der Biotransformation sind O-Demethylierung und Hydroxylierung an der 3-Oxopiperidinyl-Gruppe.
Apixaban wird hauptsächlich über CYP3A4/5 und in geringerem Umfang von CYP1A2, 2C8, 2C9, 2C19 sowie 2J2 metabolisiert und ist Substrat der Transportproteine P-gp und Breast Cancer Resistance Protein (BCRP).
Dosierung
Die Dosierung von Apixaban richtet sich nach der jeweiligen Indikation:
- Prophylaxe von VTE (VTEp) nach elektiven Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen:
2,5 mg 2 mal täglich (die erste Gabe sollte 12 bis 24 Stunden nach der Operation erfolgen). Bei Patienten mit einer Hüftgelenksersatzoperation beträgt die empfohlene Behandlungsdauer 32 bis 38 Tage; Bei Patienten mit einer Kniegelenksersatzoperation 10 bis 14 Tage. - Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (NVAF):
5 mg 2 mal täglich
Dosisanpassung: Bei Patienten mit Vorhofflimmern und mindestens 2 der folgenden Kriterien (Alter ≥ 80 Jahre, Körpergewicht ≤ 60 kg oder Serumkreatinin ≥ 1,5 mg/dl (133 Micromol/l) ist die empfohlene Dosis 2,5 mg 2 mal täglich.
Die Behandlung sollte dauerhaft erfolgen. - Behandlung einer akuten TVT und Behandlung von LE:
initial 10 mg 2 mal täglich über einen Zeitraum von 7 Tagen gefolgt von 5 mg 2 mal täglich. Entsprechend den verfügbaren medizinischen Leitlinien sollte eine kurze Therapiedauer (mind. 3 Monate) nur bei Patienten mit transienten Risikofaktoren (z. B. vorausgegangene Operation, Trauma, Immobilisierung) erwogen werden. - Prophylaxe von rezidivierenden TVT und LE:
2,5 mg 2 mal täglich (erst nach Abschluss einer 6 monatigen Behandlung (mit entweder 5 mg Apixaban 2 mal täglich, oder einem anderen Antikoagulanz). Die Gesamt-Therapiedauer sollte nach sorgfältiger Abwägung des Nutzens der Behandlung gegen das Blutungsrisiko individualisiert werden.
Nebenwirkungen
Häufige Nebenwirkungen in klinischen Studien waren:
- Blutungen
- Kontusion
- Epistaxis
- Hämatome
Wechselwirkungen
Inhibitoren von CYP3A4 und P-gp:
- z. B. Ketoconazol, Itraconazol, Voriconazol und Posaconazol
- Naproxen (Inhibitor von P-gp)
- HIV-Protease-Inhibitoren (z. B. Ritonavir)
Induktoren von CYP3A4 und P-gp:
- z. B. Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin, Phenobarbital oder Johanniskraut
Antikoagulanzien, Thrombozytenaggregationshemmer, SSRI/SNRI und NSARs:
- wegen des erhöhten Blutungsrisikos, ist die gleichzeitige Behandlung mit anderen Antikoagulanzien kontraindiziert.
- bei gleichzeitiger Gabe von SSRI/SNRI oder NSARs (einschließlich Acetylsalicylsäure) sollte Apixaban mit Vorsicht eingesetzt werden, da diese Arzneimittel typischerweise das Blutungsrisiko erhöhen.
- Arzneimittel, die zu schweren Blutungen führen können, werden nicht zur gleichzeitigen Gabe mit Apixaban empfohlen, z. B. Thrombolytika, GPIIb/IIIa-Rezeptorantagonisten, Thienopyridine (z. B. Clopidogrel), Dipyridamol, Dextran und Sulfinpyrazon.
Aktivkohle
- reduziert die Exposition mit Apixaban
Kontraindikation
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- Akute, klinisch relevante Blutung
- Lebererkrankungen, die mit einer Koagulopathie und einem klinisch relevanten Blutungsrisiko verbunden sind
- Läsionen oder klinische Situationen, falls sie als signifikanter Risikofaktor für eine schwere Blutung angesehen werden (akute oder kürzlich aufgetretene gastrointestinale Ulzerationen, maligne Neoplasien mit hohem Blutungsrisiko, kürzlich aufgetretene Hirn- oder Rückenmarksverletzungen, kürzlich erfolgte chirurgische Eingriffe an Gehirn, Rückenmark oder Augen, kürzlich aufgetretene intrakranielle Blutungen, bekannte oder vermutete Ösophagusvarizen, arteriovenöse Fehlbildungen, vaskuläre Aneurysmen oder größere intraspinale oder intrazerebrale vaskuläre Anomalien)
Außerdem ist eine gleichzeitige Anwendung von anderen Antikoagulanzien kontraindiziert wie z.B.:
- unfraktionierte Heparine
- niedermolekulare Heparine (Enoxaparin, Dalteparin etc.)
- Heparinderivate (Fondaparinux etc.)
- orale Antikoagulanzien (Warfarin, Rivaroxaban, Dabigatran etc.)
Es sei denn die Antikoagulationstherapie wird umgestellt oder wenn unfraktioniertes Heparin in Dosen gegeben wird, die notwendig sind, um die Durchgängigkeit eines zentralvenösen oder arteriellen Katheters zu erhalten.
Schwangerschaft
Die Anwendung von Apixaban wird während der Schwangerschaft aufgrund mangelnder Studienlage nicht empfohlen.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Apixaban oder seine Metabolite in die Muttermilch übergehen. Es muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Apixaban verzichtet werden soll/die Behandlung mit Apixaban zu unterbrechen ist.
Verkehrstüchtigkeit
Apixaban hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.
Alternativen
Weitere in Deutschland zugelassene Faktor-Xa Inhibitoren sind:
- Edoxaban
- Rivaroxaban