Ein Moog fürs Eurorack!
2. März 2016
Moog Mother-32 heißt der neuste monophone, semi-modulare Analogsynthesizer aus dem Hause Moog. In unserem Bild oben wurden übrigens zwei dieser vielseitigen Synthesizer in einem speziellen Rack verbaut, das Moog als Zubehör anbietet.
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Ausgestattet mit einer puristischen Klangerzeugung, einem üppigen Patchfeld und einem 32-stufigen Sequencer eignet er sich nicht nur als standalone Synthesizer, sondern auch als Basis für ein Modularsystem. Für diesen Zweck lässt sich Mother-32 sogar in Eurorack-Systeme einbauen, womit Moog erstmalig ein Produkt für das etablierte Doepfer Standardformat anbietet.
Ein erster Blick auf den Mother 32
DerMoog Mother-32ist im klassischen Moog Design mit dunklen Holzseitenteilen und traditionellen Bakelitknöpfen gestaltet. Das Gehäuse hat ein Pultformat, dessen angewinkelte Bedieneroberfläche mit all seinen Reglern, Schaltern und Steckmöglichkeiten direkt beim ersten Betrachten zum Anfassen einlädt. Die Maße betragen 31,9 cm Breite, 10,7 cm Höhe und 13,3 cm Tiefe, während das Gesamtgewicht bei 1,6 kg liegt.
Als semi-modularer Synthesizer sind alle klangbildenden Komponenten fest miteinander verschaltet, jedoch bietet die Patchbay mit ihren 32 Steckplätzen im Miniklinkenformat so viele Steuermöglichkeiten, dass fast jede Komponente auch als eigenständiges Modul betrachtet werden kann.
Dazu zählen ein Oszillator, ein Rauschgenerator, ein LFO, ein Filter als Lowpass und Highpass, eine Hüllkurve, ein VCA und zwei Mixer. Was bei einem normalen Synthesizer als Minimalausstattung durchgehen würde, bietet im Rahmen eines Modularsystems alle notwendigen Grundelemente und das nicht nur in Hinblick auf die Klangerzeugung:
Mit der MIDI-Buchse lässt Mother-32 sich ganz normal triggern, aber ebenso werden MIDI-Signale in CV-Spannungen gewandelt, wodurch der separate Kauf eines MIDI-CV-Interfaces wegfällt. Gleiches gilt auch für den integrierten Stepsequencer, dessen Taster zusätzlich als notdürftiges Minikeyboard genutzt werden können.
Moog Mother-32 verkabelt
Auf der Rückseite befindet sich neben dem obligatorischen Kensington Security Slot der 12 Volt Stromanschluss und eine 6,3 mm Klinkenbuchse als Audioausgang, die auch für einen Kopfhörer genutzt werden kann.
Für den Einbau in ein Eurorack sind 60 HP mit einer Einbautiefe von 26 mm notwendig, wobei die Leistungsaufnahme von Mother-32 bei 230 mA liegt. Umgekehrt lässt sich aber auch das in diesem Fall übrig gebliebene Gehäuse als Eurorack nutzen, sofern es mit einer entsprechenden Stromversorgung versehen wird.
Zu dem Lieferumfang gehören fünf Patchkabel, das Netzteil und eine Bedienungsanleitung in deutscher und englischer Sprache. In Hinblick auf das Handbuch muss ein deutliches Lob ausgesprochen werden, da alle Funktionen und Eigenheiten von Mother-32 ausführlich dokumentiert sind.
Gerade für Anfänger ist es hervorragend geeignet, da neben gut verständlichen Tipps und Tricks auch zwei Tutorials für die Bedienung des Stepsequencers geboten werden. Hinzu kommen noch mehrere Klangbeispiele zum Nachbauen. Das alles in Summe reicht absolut aus, um Neulingen einen entspannten Start in die modulare Klangwelt zu ermöglichen.
Mother 32 mal zwei
Stepsequencer und Keyboard
Der Stepsequencer und das Keyboard des Moog Mother-32teilen sich die grauen Tasten auf der unteren Seite der Bedieneroberfläche.
Das Keyboard umfasst mit seinen 13 Noten eine Oktave, insgesamt stehen acht Oktaven zur Auswahl, auch die Glide-Funktion wird beim Spielen der Gummitasten berücksichtigt.
Der Stepsequencer hat pro Pattern eine maximale Länge von 32 Steps, insgesamt verfügt Mother-32 über 64 Pattern-Speicherplätze. Für die Bedienung gibt es zwei verschiedene Modi:
Das eine ist der Keyboard-Modus, in dem der Synthesizer per Minitastatur gespielt und die Noten bei Bedarf im Stepsequencer aufgezeichnet werden. Ebenso lassen sich ganze Sequenzen per Tastatur transponieren.
Im Stepmodus wird der Sequencer ganz klassisch programmiert, sprich man muss die Länge der Sequenz festlegen, den zu editierenden Step anwählen und dann die Tonhöhe und Tonlänge eingeben.
Zusätzlich können Noten mit Accents und einem Glide zum nächsten Ton versehen werden, während mit dem Einstellen des Swing-Reglers die Sequenz richtig anfängt zu grooven. Eine wirkliche Besonderheit ist die Ratchet-Funktion, mit der ein bis zu vierfacher Trigger pro Step ausgelöst wird. Endlich lassen sich mal mit einem Stepsequencer im Viervierteltakt auch Triolen setzen, die abermals für wesentlich mehr Groove sorgen. Zudem ist es möglich, die 32 Steps wesentlich besser auszureizen, da zum Beispiel in einer Sequenz mit acht Takten, deren Steps im Vierteltakt umspringen, trotzdem Achtel- und Sechzehntelnoten gesetzt werden können.
Ein weitere praktische Funktion ist das Verschieben der Sequenzen um einzelne Steps nach vorne oder hinten, wodurch ungeahnte Grooves und Ideen entstehen.
Einoktavige Minitastatur
Tatsächlich erinnert die Bedienung des Stepsequencers zunächst an die gruselige Menüführung einiger 19 Zoll Geräte aus den 1990 Jahren, was vor allen Dingen den Doppelbelegungen der Taster zuzuschreiben ist. Dennoch kann man mit Hilfe der Tutorials im Handbuch innerhalb von zehn Minuten alle Funktionen ohne Probleme erfassen und nach ein paar Stunden Eingewöhnungsphase bedient man den Stepsequencer intuitiv – samt seiner Eigenheiten.
Dazu zählt zum Beispiel die Doppelbelegung des Tempo/Swing-Reglers. Sobald bei laufender Sequenz der Swing-Wert verändert wird, übernimmt der Sequencer bei einem Neustart diesen Wert auch für den Temporegler. Richtet man nach dem Einstellen des Swings den Temporegler wieder auf seine ursprüngliche Position, gibt es auch keine Probleme.
Der Stepsequencer läuft zur internen Clock, MIDI-Clock oder wird durch die für ihn bestimmten CV-Eingänge gesteuert.
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Die Module des Moog Mother-32
Oszillator und Rauschgenerator
Der Oszillator verfügt über eine Sägezahn- und Pulsschwingung mit einstellbarer Pulsbreite.
Bei der internen Vorverkabelung ist nur eine der beiden Schwingungsformen anwählbar, während über die Patchbay beide gleichzeitig ausgegeben werden können. Für das Tuning steht ein Frequenzregler mit knapp zwei Oktaven Umfang zur Verfügung.
Der Noisegenerator erzeugt weißes Rauschen, besitzt einen separaten Ausgang und wird bei der Nutzung der internen Vorverschaltung über den VCO Mixregler eingeblendet.
Per CV lässt sich nicht nur die Frequenz des Oszillators steuern, sondern auch eine lineare Frequenzmodulation erzeugen. Fast alle CV Ein- und Ausgänge von Mother-32 arbeiten mit einer Spannung von +/-5 Volt.
Je nach Außentemperatur kann es 10 bis 25 Minuten dauern, bis der Oszillator wirklich stimmstabil ist.
Patchbay
Filter
Der Moog Mother-32 ist natürlich mit einem klassischen Moog 4 Pol Transistor-Ladder-Filter bestückt, das wahlweise als Tiefpass- oder Hochpassfilter verwendbar ist. Cutoff und Resonanz sind via CV steuerbar, zusätzlich verfügt das Filter über einen eigenen Audioausgang.
Im Tiefpassmodus ist das Filter dank Resonanz zur Eigenschwingung fähig, die nie zu aggressiv wirkt, aber natürlich auch als Sinus genutzt werden kann. Der Filterverlauf ist wie von Moog gewohnt sehr weich und dennoch kräftig. Es ist beeindruckend, wie eine kurze Noise-Fahne bei halboffenem Filter ohne Resonanz und Modulation schon fast wie ein Paukenschlag erklingt.
Völlig ungewohnt verhält sich dagegen das Hochpassfilter, das über keine Resonanz verfügt und nie vollständig schließt. Das heißt, wenn es auf seinem Maximalwert steht, ist die Kennlinie des Filters so niedrig, dass stets ein ordentlicher Höhenanteil hörbar ist.
Dennoch lässt sich mit einem kleinen Trick aus dem Handbuch das Hochpassfilter mit Resonanz versehen: Hierfür muss der Audioausgang des Filters mit dem Eingang für externe Signale verbunden werden und schon kann mit dem VCO Mix-Regler eine Rückkopplung erzeugt werden.
LFO
In der fest verschalteten Modulstruktur des Moog Mother-32 gibt der LFO wahlweise eine Rechteck- oder Dreieckschwingung aus, die zur Modulation des Filters und der Frequenz oder Pulsbreite des Oszillators dient.
Über die Patchbay lassen sich allerdings beide Schwingungsformen gleichzeitig ausgeben, zudem ist die LFO-Frequenz über CV steuerbar. Leider lässt sich der Startpunkt der Schwingungsform nicht triggern, aber da der LFO bis in den hörbaren Bereich schwingt, kann er mit etwas Kreativität wunderbar als zweiter Oszillator verwendet werden. Die Möglichkeiten sind allerdings schon begrenzt, da die Stimmstabilität sich mit viel gutem Willen über eine Oktave erstreckt.
Hüllkurve / VCA
Der Envelope des Moog Mother-32 ist äußerst überschaubar, da er nur aus einem Attack- und Decay-Regler besteht. Immerhin kann per Kippschalter Sustain hinzugefügt werden, was dazu führt, dass bei einer gehaltenen Note die Hüllkurve bei ihrem Höchstwert bleibt und bei Notenüberlappungen einen erneuten Start verhindert. Wenn die Sustain-Funktion deaktiviert ist, bestimmt das Ende der Attack oder das Ende einer Note den Einsatz des Decays, jede neue Note triggert erneut den Envelope.
Der Start der Hüllkurve kann mit einem Gate-Signal von 0 bis +5 Volt erzeugt werden, während der Verlauf des Envelope mit 0 bis 7,5 Volt als CV-Signal ausgegeben wird.
Für den VCA gibt es einen Mainvolume-Regler, der den 6,3 mm Klinkenausgang auf der Rückseite aussteuert. Per VCA-Modus lässt sich bestimmen, ob der Envelope den Lautstärkeverlauf steuert oder ob der VCA einfach alles durchlässt. Das empfiehlt sich für durchgehende Sounds oder wenn der Mother-32 zum Beispiel als Filterbank genutzt werden soll.
Rückseite
VCO und VCF Modulation
Der VCO des Moog Mother-32 lässt sich wahlweise vom LFO, der Hüllkurve oder einem am VCO Mod Eingang anliegendem Signal modulieren. Dabei kann entweder die Frequenz oder die Pulsbreite des Oszillators beeinflusst werden, wobei die Modulationstiefe mit dem VCO MOD Amount bestimmt wird.
Für das Filter gilt fast das Gleiche: Als Modulationsquellen dienen LFO, Envelope oder ein externes Signal, die Modulationstiefe wird abermals per Regler festgelegt und zusätzlich kann das Steuersignal invertiert werden.
Übrige Steckplätze
Die bisher noch nicht genannten Steckplätze stehen nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den Modulen, sind aber für den Moog Mother-32 von enormer Wichtigkeit.
Mit dem VC-Mixer können zwei Signale auf einen Ausgang gemischt werden, per Regler (ebenfalls via CV steuerbar) wird der jeweilige Anteil bestimmt. Das ist zum Beispiel sehr praktisch, wenn man beide Schwingungsformen des Oszillators mit Noise zusammen erklingen lassen möchte. Ebenso kann der VC-Mixer aber auch als Abschwächer für Steuersignale dienen, wodurch wesentlich filigranere Modulationen erzeugt werden können.
Genau umgekehrt funktioniert der Signalverteiler, mit dem ein Signal auf zwei Ausgänge gesplittet wird.
Mit dem programmierbaren Assign-Ausgang lassen sich im Setupmodus unterschiedlichste versteckte Funktionen aufrufen. Zum Beispiel kann der Accent oder die interne Clock ausgegeben werden, zusätzlich ist es möglich, MIDI-Daten wie Aftertouch, Pitchbend oder Velocity in CV-Signale zu wandeln.
Und auch im Trio macht der Moog Mother-32 eine sehr gute Figur
Der Klang des Moog Mother-32
Der Moog Mother-32 reiht sich klanglich neben seine Kollegen SUB 37 und Sub Phatty ein, die allgemein als moderne Moogs gelten. Der Klang ist im Vergleich zu älteren Modellen etwas heller und offener, insbesondere der Oszillator wirkt präziser und sauberer. Gerade das Tiefpassfilter trägt einen großen Teil zu dem weichen Charakter des Synthesizers bei, denn sobald der Cutoff in Bewegung gerät, erklingen die Filterverläufe enorm cremig.
Mit der Hüllkurve wird der Klang in Form gebracht. Kurze, knackige, perkussive Klänge meistert sie mit Bravour, während die Länge des Decays ohne den Stillstand des Sustains überschaubar ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der maßgeblich den Sound beeinflusst, ist die analoge Sättigung, die an verschiedenen Stellen entstehen kann. Bereits im Handbuch wird auf extreme Übersteuerungen hingewiesen, die allein bei der Pulsbreitenmodulation auftreten können. Sofern diese nicht kreativ genutzt werden sollen, hilft nur eine Veränderung der Modulation – ein Absenken des Signals über den VCO-Mixer oder das Mastervolume löst nicht das Problem. Insbesondere wenn einzelne Noten mit dem Accent betont werden, können solche Übersteuerungen ad absurdum geboostet werden, was je nach Bedarf zu beeindruckenden Resultaten führt.
Grundsätzlich können zu starke Modulationssignale Verzerrungen auslösen, die als große Bereicherungen betrachtet werden können. Es hängt auch völlig vom Signalfluss ab, an welcher Stelle die Übersteuerung entsteht. Im Zweifelsfall hilft der Griff zum VCO-Mixer oder Masterregler, um die Sättigung zu stärken oder zu drosseln.
Der Moog Mother-32 on YouTube
Hier noch ein aussagekräftiges YT-Video, bei dem kräftig geschraubt und gepatcht wird. Das Ding macht einfach unglaublich Spaß!
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